Unsere Antwort: Solidarität

Redebeitrag von Nasfie Jonuzi bei der gleichnamigen Demonstration

„Wir geben euch wieder, was sie euch genommen haben!“ Dieser Spruch, der die aktuellen Wahlplakate der FPÖ ziert, spiegelt das wider, worauf dieser gesamte Wahlkampf bisher beruht: Verlustangst. Verlustangst, wohin man auch nur blickt, und das in einem Land, das sich eigentlich als eines der reichsten der Welt bezeichnen darf.

Wenn die Angst beginnt, größer zu werden, dass der Flüchtling, der neu gekommen ist, einem selbst etwas wegnehmen könnte,

Wenn das Misstrauen gegenüber dem Ausländer, den man vielleicht schon seit Jahren seinen Nachbarn nennt, größer wird.

Wenn die scheinbare Gefahr, die von dem Fremden ausgehen könnte, drängender und unmittelbarer erscheint,

Dann, ja dann, ist wieder Wahlkampf in Österreich!

Denn dann, ja dann, gibt es Leute, die sich dieser Ängste wohl bewusst sind und die bereit sind, diese soweit es nur geht auszunutzen, solange sie einen Vorteil davon haben. Ängste abbauen wollen sie nicht, Probleme lösen können sie nicht.

Und so kommt es dann, dass dutzende Plakate und unzählige Elefantenrunden auf diesen Ängsten bauen und von gar nichts anderem mehr sprechen als dem neu zugewanderten Flüchtling, der integrationsunwilligen Burka-Trägerin, den feindseligen Türken, den gewaltbereiten Arabern, den gefährlichen Kindergärten oder Terrorbrutstätten, wie man sie neuerdings nennt.

Von allen, allen anderen, die einem selbst und der eigenen Gruppe schaden oder ihr etwas wegnehmen könnten. Und von dieser Angst geleitet, wird dann das Kreuzerl am Wahltag gemacht.  Doch mit einem Hakenkreuz unterzeichnet eine offene Gesellschaft auch gleichzeitig ihr Todesurteil!

Der Grund, warum Rassismus so gut funktioniert, sind aber nicht opportunistische Politiker_innen, die vielleicht Bedeutung von Abstiegsängsten und Gruppendynamiken verstanden haben.

Nein, Rassismus funktioniert so gut, weil er in dem Maße eine Gesellschaft auseinanderdividiert, in dem  eine Gesellschaft ihm einen Platz einräumt. Wenn wir weiterhin in einer offenen Gesellschaft leben wollen, müssen wir selbst offener werden!
Wir müssen selbst beginnen, aufeinander zugehen, einander zuhören, einander kennenzulernen.

Wenn wir als Gesellschaft nicht angreifbar sein wollen für Hetze müssen wir sehen, dass Unterschiede jeglicher Art, seien es nun unsere unterschiedlichen Religionen, unsere unterschiedlichen  Weltanschauungen, unser unterschiedliches Geschlecht, unserer verschiedenen Ethnien, unsere unterschiedliche sexuelle Orientierung, unsere unterschiedlichen Vorlieben in der Kleidungswahl, unser Unterschiede beim Essen, Trinken und Schlafen – ja, dass das alles Unterschiede sind, die eine Existenzberechtigung haben und genauso gut die Ursache für sozialen Zusammenhalt sein könnten, dann ja dann hat Rassismus in Wahlkämpfen vielleicht auch keine Chance mehr.

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