Theater-Flashmob „Rücktritt Herr Kurz!“

Bevor ich meine Rede beginne und zu dem komme, wieso wir alle heute hier sind, möchte ich euch ein Buch ans Herz legen. Es geht um einen Satireroman des jüdischen Schriftstellers Ephraim Kishon mit dem Namen „Mein Kamm“.

Darin geht es um einen durchschnittlichen Beamten, der von seinem glatzköpfigen Vorgesetzten fristlos entlassen wird. Daraufhin besticht er einen versoffenen, gewissenlosen Journalisten, um einen absurden Hetzartikel gegen glatzköpfige Vorgesetzte zu schreiben. In diesem Artikel wird dann mit Hilfe historischer und biologischer Fakten zweifelsfrei belegt, welch sündhafte Rolle den Kahlköpfigen in der menschlichen Gesellschaft zukommt.

Als Beispiel: Schon in der Heiligen Schrift steht: Elias, der Prophet mit der Glatze, hetzte Bären auf unschuldige Kinder, nur, weil diese ihm die Wahrheit an den Glatzkopf geworfen hatten.

»Das ist eine Überprüfung wert«, heißt es dann von Seiten der intellektuellen Schicht der Zeitungsleser, die sich zusammentut, und die Menge, vor allem die wuschelköpfige Jugend, macht den Journalisten zu ihrem Propheten, der auszusprechen wagt, worüber »sie sich schon seit langem Gedanken gemacht hatten«. Die Fortsetzung ist leicht zu erraten. Eine Anti-Glatzen-Partei wird gegründet, sie übernimmt die Macht im Staat und erlässt Gesetze, welche die Rechte der Kahlköpfigen erheblich einschränken. Je nach Qualität und Dichte des Haares der Eltern und Großeltern werden die Vorschriften zunehmend komplizierter. Natürlich untersteht den Regierungsbehörden eine Geheimpolizei, deren Aufgabe es ist, die Perückenträger zu observieren. Während jedoch das Haar- Kommando die getarnten Glatzköpfe liquidiert, bereichern sich die Führer der Bewegung an den Gewinnen aus ihren geheimen Perücken- und Toupetfabriken.

Der zweite Roman von Kishon basiert auf der allerersten Satire, die er geschrieben hat. Er schrieb sie am Ende des 2. Weltkrieges in einem Versteck im Keller eines zusammengebombten Hauses, während über ihm Granaten hagelten.

Vielleicht sollten wir ein Exemplar davon an die Universität Wien schicken als Dankeschön für den besonderen Dienst, den sie der glatzköpfigen Bevölkerung zuletzt erwiesen hat.

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Und nun komme ich zu dem, wieso wir heute hier sind: Es hat sich also gezeigt, dass Beamte von Kurz eine Studie auffrisiert und dahingehend verschärft haben, dass sie in seine politische Agenda passen sollte. Eine Agenda, die die schrittweise Entrechtung der muslimischen Bevölkerung zur Folge hat.
Hat uns die aktuelle Aufdeckung des Falters also überrascht? Nein.

Es war schon zur Zeit der Veröffentlichung bei der ersten Pressekonferenz zu dieser „Vorstudie“, die alles andere als den Namen „Studie“ verdient hatte, klar, dass sich eine gefährliche Allianz da zusammengetan hatte. Eine Allianz bestehend aus einer Politik, die ihren Einflussbereich auf ein Gebiet ausweitet, das ihr niemals unterstehen darf und einer Pseudowissenschaft, die sich selbst willfährig zum Propagandainstrument degradiert.

Das Einzige, das wirklich überrascht hat war, dass beide Seiten damals unbeschadet damit durchgekommen sind. Es hat jedoch weiter Misstrauen in der Gesellschaft geschürt und ebenso den Boden für jede weitere Restriktion, die wir als Minderheit bisher erlebt haben, geebnet. Und weil wir als Betroffene ein derart unverfrorenes Vorgehen weder vergessen noch verzeihen können, sind wir nicht bereit mitanzusehen, wie sich Selbiges noch einmal wiederholt.

Und weil wir in Zeiten von Feindbildkonstruktionen und dem gegenseitigen Ausspielen verschiedener Bevölkerungsgruppen wach genug sind, die Gefahr zu erkennen, die derartige Methoden bergen, ergeben sich nun folgende Forderungen:

  • Wir fordern den Rücktritt von Sebastian Kurz als Außen- und Integrationsminister. Denn es erscheint unglaubwürdig, dass er nichts von den Eingriffen in die Studie gewusst habe, wenn er doch genau jene „auffrisierten“ Punkte immer wieder wiederholt hat. Dies kommt gefährlicher Propaganda und Hetze gegen eine ohnehin schon marginalisierte Bevölkerungsgruppe gleich. Er ist demnach dem Amte eines Ministers, besonders eines Integrationsministers, unwürdig.
  • Ebenso bedeutet dies den Rücktritt als OSZE Vorsitzender. Denn nach alledem schadet es dem Ansehen Österreichs, dass er uns vertritt in einer Organisation, die sich selbst der Sicherung des Friedens und dem Schlichten von Konflikten verpflichtet hat.
  • Wir fordern eine Absetzung von Ednan Aslan, da er durch seine fragwürdigen Methoden längst das Vertrauen der Zivilgesellschaft verloren hat. Ebenso fordern wir, dass Herr Aslan die Konsequenzen daraus zieht.
  • Des Weiteren fordern wir den Rücktritt von jenen Mitarbeiter_innen des Ministeriums und der involvierten Stellen und Behörden, welche an diesen Vorfällen beteiligt sind. Es ist inakzeptabel, dass die Personen, die insgesamt 903 Veränderungen an der Studie vorgenommen haben, weiterhin ihrer Arbeit nachkommen, ohne Konsequenzen daraus zu tragen.
  • Schließlich fordern wir auch eine Qualitätsüberprüfung aller Kindergärten, nicht nur sogenannter „islamischer Kindergärten“. Es kommt einer Hetzjagd gleich, die diese Kindergartenbetreiber seit nunmehr über einem Jahr erleben. Die Schließung dieser Kindergärten auf Grundlage eines Bauchgefühls ist mit rechtstaatlichen Prinzipien nicht vereinbar und abzulehnen.
  • Wir begrüßen die Entscheidung der Universität Wien, die Überprüfung der Studie an eine externe Agentur zu übertragen. Jedoch fordern wir die Übergabe an eine komplett unabhängige Institution, in deren Vorstand nicht unter anderem der Vizerektor der Universität Wien sitzt, der zugleich der Vorsitzende des „Expertenrats für Integration“ des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres ist. Wir sehen dies als notwendigen Schritt, um das Vertrauen in die Wissenschaftlichkeit wiederherzustellen, nachdem im Namen einer Universität offen Propaganda betrieben worden ist.

Das Video 1

Das Video 2 (die kurze Version)

 

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