Bild: biber
Herr Aslan: Wer muss nun das ernten, was Sie gesät haben?
Am 17. Dezember 2014 erreichten wir erneut einen traurigen Höhepunkt der derzeitigen islamophoben Stimmung in unserem Land. Wie die Krone kolportierte, kam es angeblich zu einem Reizgasangriff auf einen islamischen Kindergarten im 15. Wiener Gemeindebezirk, der den Einsatz eines Katastrophenzuges notwendig machte, den Hilfskräften einiges abverlangte und der zum Ergebnis hatte, dass sowohl 22 Kinder als auch 3 BetreuerInnen ins Krankenhaus überstellt werden mussten.
Zwar beschwichtigt die Kindergartenleitung, dass dies nur ein Unfall mit Rauchgasentwicklung gewesen sein soll, aber schon die Tatsache, dass ein Leitmedium dieses Landes einen Kindergarten in Verbindung mit einem radikal-islamophoben Angriff bringt, stimmt äußerst nachdenklich.
Der prominente Islam-Kritiker Prof. Ednan Aslan hat sich in den letzten Monaten durch Verbalattacken auf die privaten islamischen Kindergärten in Wien einen fragwürdigen Namen gemacht. Diesen unterstellt er vorrangig in der Hand von Salafisten zu sein, wobei dies bis auf Weiteres eine nicht belegte Behauptung des Herrn Aslan bleibt, denn Zahlen gibt es nicht. Wie er im Profilinterview vom 4.10.14 zugab, wisse er zwar nicht genau, was dort geschieht, aber er mache sich Sorgen: Kinder würden dort „indoktriniert“ und „gedrillt“ – vor allem durch das auswendig lernen von Suren aus dem Koran. In wie weit dies einer „radikalen“ Praxis entspricht, erläuterte der „Religionstheologe“ (ohne belegten theologischen Abschluss) nicht.
Dass es wohl die Aufgabe einer jeden, einem religiösen Bekenntnis nahestehenden Einrichtung ist, unter anderem auch religiöse Werte zu vermitteln, hielt Herrn Aslan nicht davon ab, sein „Nichtwissen“ vor einer Versammlung von Lehrern und Direktoren kundzutun.1
Selbst wenn Herr Aslan recht hätte mit der Behauptung, dass die meisten Kindergärten in salafistischer Hand wären, ließ der sogenannte Islamexperte seine Zuhörer aber auch im Unwissen über die Tatsache, dass es nicht EINE salafistische Strömung gibt und, dass diese nicht grundsätzlich einer gewaltbereiten Ideologie anhängen, denke man über die Salafiyya, was man wolle. Dies ist ein essentielles Detail, das jedem „Experten“ und informiertem Leser mittlerweile klar sein dürfte. Genau das wird in den Ausführungen des Herrn Aslan anzunehmenderweise wissentlich unterschlagen. Geschickt wird die Argumentationskette gewoben: über die Verbindung islamischer Kindergärten mit „dem Salafismus“, von dort ist es nicht mehr weit zur Gewaltbereitschaft und schließlich zum IS-Terror in Syrien und Irak.
Zurück zum aktuellen Anlass, der vielerlei Fragen offen lässt. Gab es nun tatsächlich einen Anschlag und sind die Kindergartenbetreiber dermaßen eingeschüchtert, dass sie nun versuchen, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren? Diese Fragen zu beantworten, muss dringendes Gebot in einem Rechtstaat wie Österreich sein.
Nehmen wir mal an, es war nur ein Unfall: Was jedoch erschreckender ist, sind die Postings, die man unter diesem Kroneartikel zu lesen bekam, da zu diesem Zeitpunkt davon auszugehen war, dass es sich tatsächlich um einen Anschlag handelte.
Hier einige Auszüge:
- Der Religions-Experte Ednan Aslan warnt schon seit Jahren vor den islam. Kindergärten und anderen Einrichtungen. 3jährige müssen schon Koran-Suren auswendig lernen. Und viele ältere besuchen am Wochenende Koran-Schulen, und schlafen dann regelmäßig in ihren regulären Schulen am Montag ein. Aslan betont, d. in vielen islam. Einrichtungen [Kindergärten,Schulen,Vereine, usw.] radikalislamische Ideologien verbreitet werden. Wann reagiert die Politik
- Gibt durchaus aufschlussreiche u. interessante Berichte zu diesem Thema. Zum Beispiel in ORF.at. „Nirgendwo in der Welt haben die Salafisten so viele Kindergärten, wie in Wien“. Google hilft.
- Islamischer Kindergarten!? Hoffe den Kindern wird Deutsch gelehrt und der österr. Kultur bzw. Glauben auch näher gebracht!!
- Warum heißt ein Kindergarten in Österreich Wa islamah?
- Warum gibt es in Österreich überhaupt religiös motivierte Bildungseinrichtungen?
Keinem dieser Kommentatoren scheinen die Kinder auch im Entferntesten nahezugehen. Nein, die Sorge dreht sich um die Deutschkenntnisse der vermeintlich nicht österreichischen Kinder und den „Österreichischen Glauben“. Der Vorfall ist ein gefundenes Fressen, um die Thesen des Islamkritikers Aslan bestätigt zu sehen.
Ist nun der Boden bereitet für Entschuldigungen bei zukünftigen Übergriffen auf muslimische Kindergärten und Zivilisten?
Sollte es nun tatsächlich zu einem Anschlag auf islamische Kindergärten kommen, sind dann die Betreiber schuld, da es laut Herrn Aslan nirgendwo in der Welt so viele salafistische Kindergärten gibt wie in Wien?
Daher lautet unsere dringliche Frage vom Netzwerk:
„Ernten unsere Kinder nun, was Herr Aslan gesät hat?“
1 http://www.dasbiber.at/content/“findet-den-jihadisten“